Bei Deutschlands viertgrößter Werbefilmproduktion E+P Films ist einiges in Bewegung. Das Team um Inhaberin Anke Olesch und die beiden Co-Geschäftsführer Uli Reuter und Burak Heplevent stellt sich sowohl geografisch als auch inhaltlich auf breitere Säulen und schafft damit die Voraussetzungen für weiteres Wachstum.
Nach Niederlassungen in München, Hamburg und zuletzt Düsseldorf kommt ein Ableger in Berlin hinzu. Damit dürfte E+P die am dezentralsten aufgestellte Werbeproduktion Deutschlands sein. Chef des Berliner Büros ist kein Unbekannter: Die Niederlassung wird von Lars Flegel geleitet, der schon seit gut einem Jahr an Bord ist, allerdings zunächst als Producer für den Hamburger Standort tätig war. In der Hauptstadt hat E+P über seine Tochterfirma Digitalsinn schon seit Längerem ein Standbein. Flegel wird sich das Berliner Büro mit dem Digitalsinn-Team teilen.
Schon jetzt gebe es einen „tollen, spannenden Austausch“, klar ist aber auch, dass Digitalsinn als eigenständige Marke mit eigenem Stil und eigenem Regie- und Kundenportfolio beibehalten werden soll.
Flegel hat in der Vergangenheit lange als Freelancer gearbeitet und unter anderem mit Anorak und Regisseur Sebastian Strasser einige Vodafone-Spots realisiert. Seit
seinem Start bei E+P hat er mehrere Werbefilme produziert, darunter „Mutlicht“ für McDonald’s in Kooperation mit Scholz & Friends – „ein echtes Herzensprojekt“, wie er betont. Bei „Mutlicht“ führte Stina Lutz Regie. Sie steht für ein weiteres Thema, für das sich E+P starkmacht: Olesch will verstärkt weibliche Talente fördern – egal, ob im Bereich Regie, Produktion oder bei der Crew. Aktuell ist das Regieportfolio von E+P zu rund 20 Prozent weiblich – das klingt vielleicht erst mal wenig. Wenn man jedoch bedenkt, dass es erst rund fünf Jahre her ist, dass Frauen weltweit weniger als 7 Prozent der Werbefilmregisseure gestellt haben, ist diese Entwicklung als durchaus positiv zu betrachten. Organisationen wie Free The Bid ist es zu verdanken, dass diesbezüglich in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden hat.
Neben der Stärkung der Frauen hinter der Kamera wollen sich Olesch und Flegel dafür einsetzen, dass ihre Regisseur:innen intensiver und vor allem früher in den kreativen Prozess mit eingebunden werden, um gemeinsam mit Agentur und Kunde zu besseren Ergebnissen zu kommen. Das Momentum dafür ist gut – Deutschland hat in Sachen Werbefilm zuletzt kräftig aufgeholt. Die Produzenten können selbstbewusst ein größeres Stück vom Kuchen fordern. „Wir wollen größtmöglichen kreativen Output gewährleisten und sind dafür bereit, immer die Extrameile zu gehen“, sagt Olesch. „Das haben wir in der Vergangenheit bewiesen und das gilt auch für die Zukunft.“ Dieses Ziel verfolgt das Team nicht nur mit bestehenden Regisseur:innen, sondern auch mit neuen Talenten wie Fausto Becatti, Rocio Crudo, Paco Cruz, Damien Krisl, Monica Menez und Kimberly Stuckwisch.
Im Stammhaus in München arbeitet Olesch derweil an einem weiteren neuen Projekt: „The Plot“. Damit kehrt E+P Films, das nächstes Jahr seinen 30. Geburtstag feiert, zurück zu seinen Wurzeln, die im Spielfilmbereich liegen. Unter dem Label
„The Plot“ sollen standortübergreifende Branded-Content-Projekte entstehen. Olesch ist überzeugt davon, dass Marken mit Branded-Content-Serien und Kurzfilmen vor allem jüngere Zielgruppen, die kein oder kaum lineares Fernsehen mehr konsumieren, besser erreichen können.
Das Thema ist nicht neu. Aber bisherige Formate wie etwa die preisgekrönte Serie
„Das Netz“, die Fischer-Appelt im Auftrag der S-Bahn Berlin umgesetzt hat, wären laut Olesch immer noch zu nah am Produkt. „Bei uns stehen wirklich die Geschichten im Mittelpunkt, die etwas Neues über die Marke erzählen – sei es selbstkritisch, humorvoll oder emotional. Es ist Entertainment pur. Man möchte sich diese Serien freiwillig anschauen, daher auch der Anspruch, wirklich gute Geschichten zusammen mit Autoren zu entwickeln.“ Marken könnten in solchen Web-Serien gesellschaftliche
und kulturell relevante Themen ansprechen, die ihre Zielgruppen wirklich interessieren und auf diese Weise ihre Werte und Haltung zu unterschiedlichen Themen transportieren. In diesem Kontext verweist Olesch auf erfolgreiche Beispiele aus den USA wie beispielsweise „Guilty Party“ für AT&T und „Signs of Pride“ für
L’Oréal.
„Ich sehe dieses Content-Format als wichtige Ergänzung zu den klassischen Werbeformaten und Digital Assets“, erklärt Olesch. „Wir arbeiten hier mit erfahrenen Autoren unterschiedlicher Genres in einem Writer’s Room zusammen.“ Zwei konkrete Projekte in Kooperation mit bekannten Marken seien bereits in Arbeit, allerdings ist noch nichts davon spruchreif. Naturgemäß nimmt die Entwicklung eines seriellen Entertainment-Formats mehr Zeit in Anspruch als die Umsetzung eines Werbespots.
Last, but not least will sich E+P noch in diesem Frühjahr in einem neuen Look präsentieren. Auch wenn das Unternehmen für viele in der Branche für Beständigkeit, Vertrauen und Sicherheit steht, so will es doch auch seinen Anspruch an eine moderne, zeitgemäße Produktion unterstreichen, die hungrig auf Neues ist und den Aufbruch in eine neue Ära des Filmemachens feiert. „Wir wollen uns immer wieder neu erfinden, ohne dabei das Wesentliche aus den Augen zu verlieren“, sagt Olesch, „nämlich die Mitarbeitenden, die Crews, die Agenturen und die Kunden. Wir kümmern uns um die Menschen. Das war und ist für mich seit der Gründung ein Grundbaustein von E+P. Wenn es allen gutgeht und sich alle wohlfühlen, dann kommt am Ende auch immer was Gutes dabei raus.“
E+P Films liegt mit 30 Mitarbeitenden und einem Umsatz von 24,5 Millionen Euro (2021) auf Platz 4 im Ranking von Deutschlands größten Werbefilmproduktionen. Im vergangenen Jahr hat das Team um Inhaberin Anke Olesch Werbespots für Marken wie McDonald’s, Samsung sowie die Henkel-Marken Syoss Pantone und Taft produziert und dabei mit Agenturen wie Scholz & Friends, Leo Burnett und HeimatTBWA zusammengearbeitet.
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